BDA-Projekt auf der Horbermatt

Entlang dem Uechtgraben (Bachlauf auf der Horbermatt) wurde 2023 das schweizweit grösste BDA-Projekt mit insgesamt rund 30 BDAs umgesetzt. Es handelt sich um ein innovatives Revitalisierungsprojekt, das sowohl dem Bach und der Artenvielfalt wie auch dem Wasserhaushalt von Landschaft und Kulturland zu Gute kommt.

Bauzeit: Mitte Juli bis Mitte August 2023

Projektverfasser und Bauleitung: Emch+Berger AG Bern

Bauunternehmung: Kästli Bau AG

Bauherrin: Gemeinde Oberbalm

Finanzierung: TBA OIK II und Renaturierungsfonds des Kantons Bern

Was sind BDAs?

Der Begriff «Beaver Dam Analogs» (BDA) stammt aus den USA und bezeichnet kostengünstige, naturnahe Querstrukturen aus Holz, die in Bächen eingebaut werden und dort wie natürliche Biberdämme wirken.

Wieso künstliche Biberdämme?

Ungewöhnliche Zeiten fordern ungewöhnliche Massnahmen: In einem Jahr ist es viel zu trocken, im nächsten viel zu nass, und fast jährlich werden irgendwo in der Schweiz neue Temperatur- und Niederschlagsrekorde gemessen. Es steht ausser Frage, dass wir unsere Landschaft auf weitere Extreme vorbereiten müssen und die Pufferung des lokalen Wasserhaushalts spielt dabei eine Schlüsselrolle. Gleichzeitig sind in unserer intensiv genutzten Landschaft immer mehr einheimische Arten durch Lebensraumverlust bedroht – insbesondere sind das Arten, die auf Gewässer und Feuchtgebiete angewiesen sind, weshalb Schutz und Wiederherstellung dieser Lebensräume dringend notwendig sind. Zählt man eins und eins zusammen, müssen wir also unserer Landschaft den Rücken stärken indem wir Ökosystemleistungen zur Klimaanpassung und zur Förderung der Biodiversität wieder aktivieren.

In unzähligen Untersuchungen aus dem In- und Ausland wurde nachgewiesen, dass genau dies in Biberdammrevieren geschieht: die Dämme puffern den Wasserhaushalt und beugen Trockenheit vor, die wiedervernässten Flächen kühlen die Umgebung aktiv und stellen wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen bereit. Die Studien zeigen auch: Wo der Biber fehlt, können die Effekte sogar mit künstlichen Biberdämmen erzielt werden.  Weil es derzeit keine Anzeichen dafür gibt, dass sich der Biber am Uechtgraben ansiedeln wird, haben wir auf der Horbermatt auf die innovativen BDAs gesetzt, um unseren Bach und seine Umgebung «fit» zu machen gegen Klimawandel und Artenschwund. Ein grosser Vorteil von BDAs gegenüber natürlichen Biberdämmen ist, dass diese so geplant und gebaut werden können, dass sie den Betrieb kaum beeinträchtigen. Sie werden in Lage und Höhe so angeordnet, dass Flächen optimal nutzbar bleiben, neue Fliesswege bei Hochwasser nicht zu Schäden führen und dass Einleitungen und Drainagen nicht rückgestaut werden.

 

BDAs wirken wie natürliche Biberdämme

Unsere 30 BDAs halten Wasser zurück und verlangsamen den Abfluss, bringen den Wasserspiegel in die Höhe und die Breite und steigern die Versickerung. So erhöhen sie lokal den Grundwasserstand und schaffen einen wertvollen Puffer gegen Trockenheit. Auch bei Hochwasser verzögern sie den Abfluss, dämpfen die Abflussspitzen und reduzieren dessen Wucht. Gleichzeitig entsteht durch die Vernässung der Uferbereiche wieder wertvolle Lebensräume für viele Lebewesen wie verschiedene Sumpfpflanzen, Amphibien, Reptilien, Insekten, Kleinsäuger, Fledermäuse usw. Der Summeneffekt macht’s aus: Je mehr solche kleinen, abflussverzögernden Strukturen in einem Einzugsgebiet umgesetzt werden, desto grösser ist die positive Wirkung auf die Landschaft. Auch vor dem Eingriff des Menschen waren Biberdämme und Totholzansammlungen in den Gewässern sehr häufig, sie haben den Abfluss immer wieder gebremst und eine übermässige Gerinneeintiefung verhindert – die ganze Landschaft wirkte wie ein Schwamm, war gut gepuffert gegen Trockenheit, Hochwasser und Waldbrände und beherbergte eine grosse Artenvielfalt.

 

Situation vor Massnahmen: Erosion, Grundwasserabsenkung und Bodenverlust

Vor der Umsetzung der BDAs hatte sich unser Bach teils bis auf den Fels eingefressen, die Sohle lag stellenweise um bis zu 2 Meter unter Terrain. Leider sind derart eingetiefte Gerinne heute kein Einzelfall, sondern die Regel. Sie machen die Landschaft anfällig für Trockenheit und Dürren, indem sie wie Entwässerungsgräben wirken und das Grundwasser permanent absenken. Bei Hochwasser konzentrieren sie den Abfluss und beschleunigen ihn, es treten Schäden an Böschungen auf, das Hochwasser schiesst ungebremst ins Tal bzw. in die Siedlungen und erhöht dort die Zerstörungskraft. Auf demselben Weg wird auch wertvoller Boden aus dem Kulturland abgeschwemmt, wodurch die Wasserspeicherkapazität und Fruchtbarkeit stetig abnimmt. Diesen Teufelskreis können wir uns je länger je weniger leisten. Mit den BDAs im Bach und mit dem Keyline-Design auf dem Feld haben wir auf der Horbermatt diesen Trend wieder Richtung «Schwammland» gekehrt.

Vision und Ziele Permakultur Uecht

Mit der Idee, in der Parzelle „Uecht Nord“ eine Mischkultur nach Permakultur-Prinzip anzupflanzen, wagten wir einen grossen Schritt. In unserer ersten Etappe im Oktober/November 2020 pflanzten wir die Beeren und Stauden sowie die stickstoffspendenden Bäume. In der zweiten Etappe Herbst 2021 wurden die Bäume gepflanzt. Unser Ziel ist es, einen Ort mit hoher Bodenfruchtbarkeit und einer bunten Vielfalt an Obst und Beeren zu schaffen. Tiere und Pflanzen sollen neuen Lebensraum finden und unsere Kundschaft kommt in spürbaren Kontakt mit gesunden Lebensmitteln.

Wir durften am Innovationspreis Gantrisch mit unserem Permakultur Acker Uecht teilnehmen und haben überraschenderweise den 1. Preis in der Kategorie "Ökologie" gewonnen.

Auf Wunsch führen wir gerne Führungen durch. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

Siegesfoto Naturpark Gantrisch Innovationspreis Familie Ramser

Fotos vom März 2022

Amelie Maus fressen Permakultur Uecht Familienfoto Uecht Reihen Permakultur Oberbalm Horbermatt

Fotos von Herbst 2020